Wittgensteins Grenzen der Welt.
Wo liegen die Grenzen unserer Welt? Für Ludwig Wittgenstein war die Antwort klar:
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt“.
Als sich Wittgenstein mit seinem Freund und Förderer Bertrand Russel in einem Den Haager Hotel traf, hielt Letzterer ihm ein Blatt Papier vor die Nase, auf dem drei Punkte gezeichnet waren. Auf die Punkte zeigend verlangte Russel nun von Wittgenstein das Zugeständnis, dass die Aussage, „Es gibt auf der Welt mindestens drei Dinge“, wahr und sinnvoll sei. Was Wittgenstein mit Bestimmtheit verneinte (aus „Zeit der Zauberer“ von Wolfram Eilenberger).
Die Erklärung für Wittgensteins Verweigerung wurde schon zuvor im Beitrag „Mit Logik zur Erleuchtung“ gegeben:
Wenn Wittgenstein behauptet: „Die Welt ist alles, was der Fall ist“, dann kann die Welt selbst kein „Fall“ sein. Weil eine Menge, die sich selbst enthält, zu einer Paradoxie führt. Und wenn die gesamte Welt kein „Fall“ ist, dann kann man auch nicht wissen, was es alles „auf der Welt gibt“, und was man nicht weiß, darüber kann man nicht reden. Deswegen musste Wittgenstein seinem Freund die Zustimmung verweigern.
Nun ist die These „Die Welt ist alles, was der Fall ist“ aber nur der halbe Wittgenstein. Wittgenstein erkannte neben dieser Welt noch eine Wirklichkeit der eigenen Art:
„Das Bestehen und Nichtbestehen von Sachverhalten ist die Wirklichkeit“.
Mit diesen Worten kommt eine Unbestimmtheit des Seins ins Spiel, die für sich allein genommen schon eindeutige Aussagen verbietet. Und so hätte möglicherweise auch ein Zen-Meister auf Bertrand Russels Verlangen, die drei Punkte zu bestätigen, nur traurig den Kopf geschüttelt. Schließlich gilt auch im Zen-Buddhismus die Formel:
Form ist Leerheit, Leerheit ist Form.
Detlef B. Bartel